Winter, oh du kalter Freund

Konzert und Lesung zur Weihnachtszeit mit Auszügen aus Briefen Ernst Barlachs

Die vorweihnachtlichen Tage geraten in unserem hektischen Zeitalter immer mehr zum verzweifelten Versuch, den scheinbaren Geschenk-Erwartungen unserer Verwandten und Freunde zu entsprechen. Wer kennt sie nicht, die Stresssituationen des Weihnachtseinkaufs, die uns bis kurz vor Heilig Abend heimsuchen und die sich immer wieder als völlig überflüssig und ungesund erweisen. Grund genug sich diesmal davon nicht anstecken zu lassen.

Wie entspannt läßt es sich doch evtl. bei einem Glas Wein in angenehmer Runde Liedern lauschen und Texten zuhören, die mit ihren anspruchsvollen Inhalten, fernab sentimentaler Heuchelei, einen Augenblick Ruhe in unsere laute Welt bringen und dabei trotzdem den trockenen mecklenburgischen Humor nicht verleugnen.

Der in Rostock geborene Sänger und Liedermacher Wolfgang Rieck (Jahrgang 1953) verbindet in seinem Weihnachtsprogramm eigene hoch- und plattdeutsche Lieder mit erzählten Geschichten von der kalten Jahreszeit und seinem wichtigsten Fest. Dabei bedient er sich eines umfangreichen Instrumentariums von Gitarren, über Banjos, Tenorhorn, Blockflöte, Mundharmonika bis zur Meerestrommel und ergänzt sein Programm mit selbstvertonten Texten anderer Dichter.

Einen wesentlichen Platz im Weihnachtsprogramm von Wolfgang Rieck bekommt das Werk des Bildhauers Ernst Barlach: Auszüge aus Weihnachts- und Winterbriefen Barlachs an Freunde und Verwandte geben einen Einblick in die Denk- und Gefühlswelt dieses großen Künstlers und werden durch Lieder ergänzt, die nach seinen Figuren entstanden sind.

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Winter, oh du kalter Freund

Presseecho

Banjo und Saxofon gegen Weihnachtsstress

Wolfgang Rieck entführte virtuos mit Wort und Musik in Mecklenburgs winterliche Welt

Mit viel Gefühl und ohne falsche Sentimentalität stellt der mecklenburgische Sänger und Musiker seine Sicht auf die Adventszeit dar. Dieser Liederabend konnte ganz nach dem Geschmack aller sein, die Hektik und Kommerz des Weihnachtsfestes eintauschen mochten gegen ein stimmungsvolles Potpourri mit erzählten Geschichten, gelesenen Briefen und hoch- und plattdeutschen Liedern zur kalten Jahreszeit.

 

Nachdenklich und beschwingt

Rieck mit „Winter, oh du kalter Freund“ in der Rostruper Mühle

In selbst geschriebenen Liedern – entstanden nach Figuren von Barlach – und durch Auszüge aus Winter- und Weihnachtsbriefen Barlachs an Freunde und Bekannte entstand ein skizzenhaftes Bild eines großen Künstlers, dessen Arbeiten die Nazis als entartet abstempelten… Nach diesem wunderbaren Abend mit einem herausragenden Folk-Repräsentanten dürfte es vermutlich nicht verwundern, wenn der Förderverein für Mühlen und Kultur Rieck für Dezember 2005 erneut engagiert.

 

Wolfgang Rieck begeisterte sein Publikum

Einen Abend voller Musik, Amüsement, Witz und Heiterkeit bot Wolfgang Rieck dem Publikum bei der gut besuchten Konzertveranstaltung in der Friesoyther Mühle…
Nebenbei lernten die Zuhörer die Mecklenburger als einen etwas sturen, wenig gesprächigen, aber hilfsbereiten und gutherzigen Menschenschlag aus den vielen Geschichten kennen… Ohne Zugabe ließ das Publikum, das auch in die Vorträge teilweise eingebunden wurde, den Künstler nicht von der Bühne. Es honorierte die Darbietungen von Wolfgang Rieck mit viel Applaus.

 

Streifzug durch Winter bei Kerzenschein

Wolfgang Rieck zu Gast auf dem Carolinenhof –
Sänger und Musiker begeistert mit abwechslungsreicher Palette

Die Menschen, die zu Wolfgang Rieck kommen, wissen was sie erwarten können. Und selbst die, die ihn zum ersten Mal erlebten, so am Mittwochabend in der Kulturscheune auf dem Carolinenhof, wurden nicht enttäuscht. Die vielen Besucher waren vom Ambiente begeistert.
Aber insbesondere von dem Konzert des Sängers und Musikers Rieck. Als roter Faden zogen sich von Rieck gelesene Briefauszüge von Ernst Barlach durch das Programm. Rieck schilderte die Gewohnheiten des Bildhauers Barlach, der als etablierter Künstler den Brauch pflegte, am Weihnachtstag nachdenklich-schrullige Briefe an seine Freunde zu schreiben.
Das Publikum hatte seinen Spaß und dankte es dem sympathischen Liedermacher nicht nur mit Beifall, sondern forderte klatschend einige Zugaben.

 

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Winter, oh du kalter Freund

Liedtexte

Winter, oh, du kalter Freund

Winter, oh, du kalter Freund
mach\' s uns nicht zu schwer.
Deine Fäuste halten fest
und dein eis\'ger Atem bläst
ins Gesicht uns schwer.
Laß der Sonne ihre Zeit
täglich uns zu sehn,
daß ein wenig Wärme nur
den Geschöpfen der Natur
hilft zu widerstehn.

Winter, oh, du kalter Freund
mit Gesichtern zwei.
Freundlich deckt dein Mantel weiß
rings den ganzen Erdenkreis;
zaubert Licht herbei.
Aber manchem Menschenkind
bringst du bitt\'res Leid.
Wem kein Dach bleibt überm Haupt,
nur an kalte Herzen glaubt,
ist dir nicht gefeit.

Winter, oh, du kalter Freund
senk den strengen Blick.
Deine Schwester Frühlingszeit
hält sich hinten schon bereit;
bringt das Grün zurück.
Winter, oh, du kalter Freund --
jedem seine Zeit.
Deine Blumen werden rar
blühn erst wieder übers Jahr
Lenz, mach dich bereit.

Text und Musik: Wolfgang Rieck

Wenn ein Seemann Weihnacht feiert

Wenn ein Seemann Weihnacht feiert
Träumt er von zu Haus,
holt aus seinem Kammerspind
das Fotoalbum raus.
Denkt an die Daheimgeblieb’nen,
denkt an Frau und Kind –
was sie jetzt wohl gerade machen,
ob sie fröhlich sind?

Wenn ein Seemann Weihnacht feiert,
geht es lustig zu – die
ganze Mannschaft trinkt dann Rum
und singt von Daddeldu.
Und sie lallen grobe Verse,
die man sonst nicht hört
lauschen einem Weihnachtslied,
das das Herz berührt.

Wenn ein Seemann Weihnacht feiert,
drunten um Kap Horn,
tobt ein Sturm mir Riesenwellen,
glaubt, man ist verlorn.
Und was dann nicht festgebunden,
purzelt durch den Raum:
Weihnachtsstern, Geschenkpakete
und der Tannenbaum.

Wenn ein Seemann Weihnacht feiert,
fehlt der Weihnachtsmann,
denn mit seinem Pferdeschlitten
kommt er nicht heran.
Aber Neptun mit Gefolge – träumt er –
springt da manchmal ein.
Wenn die Mannschaft artig war,
dann bleibt sie nicht allein.
Kommt dann mit 12 Wassernixen
und die Party steigt.
Und das Tanzbein wird geschwungen
bis die Nacht sich neigt.

Wenn ein Seemann Weihnacht feiert,
denkt er an zu Haus.
Weiß er doch, nach ein paar Wochen
ist die Reise aus.
Sehnt sich schon nach Frau und Kindern
In der Stadt am Meer.
Könnt sich nicht so darauf freu’n,
wenn er kein Seemann wär‘.

Text und Musik: Wolfgang Rieck

Ein Weihnachten

Es winkte mir kein Baum mit Christbaumkerzen;
sechs Wochen erst war ich aus der Armee
entlassen, dichter lag in meinem Herzen
als ringsum in der großen Stadt der Schnee.
Die harschen Steige lagen schon verlassen,
die Buckel knarrten, und es war noch hell;
ich irrte ziellos durch die kleinen Gassen
und unversehens stand ich vorm Bordell.

Ich öffnete die wohlbekannte Türe –
und wandte mich zutiefst beschämt zum Gehn;
mir war, als würden mir die Silberschnüre,
die goldnen Sterne in die Augen sehn.
Der Tisch war für die Gäste schon gerichtet;
den Braten trug das dralle Ding vom Land
herein, sie sah mich, und ich stand vernichtet.
Dann nahm sie still mich freundlich bei der Hand.

Und vor den Leuten, die beladen kamen,
gab sie mich leicht als einen Vetter aus;
ich sang die alten Lieder, heilgen Namen,
und teilte froh mit jung und alt den Schmaus.
Und als ich ging mit ihren letzten Gästen,
rief auf der Stiege mich ihr Blick zurück;
und zwischen Christbaumschmuck und Kerzenresten
genoß gerührt ich unverdientes Glück.

Text : Theodor Kramer
Musik. Wolfgang Rieck

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