Un sei danzt...

Konzertabend mit plattdeutschen Liedern

Seit nun schon gut vier Jahrzehnten beschäftigt sich der Sänger und Liedermacher Wolfgang Rieck mit plattdeutschen Liedern. Der Reichtum dieser Sprache, ihre klanglichen Vorzüge und Bildhaftigkeit, ihr überwältigender Humor – all das macht es ihm leicht, Lieder in Plattdeutsch zu schreiben und aufzuführen.

In seinem abendfüllenden Programm finden sich Lieder, die von Plastiken des Bildhauers Ernst Barlach, der im mecklenburgischen Güstrow lebte und arbeitete, inspiriert wurden neben traditionellen Liedern, Songs vertonter Lyrik von Gegenwartsautoren und Liedern, die mit Riecks Vergangenheit, der Seefahrt, zu tun haben. Aber auch Liebeslieder und Balladen auf historische Ereignisse sowie Moritaten sind in seinen Aufführungen zu hören. Dass sich dabei inhaltlicher Anspruch und niveauvolle Unterhaltung nicht im Wege stehen müssen, zeigt der gebürtige Rostocker in seinem Konzertprogramm „Un sei danzt...“. Der Titel des Programms ist einem Lied Wolfgang Riecks entlehnt, das sich an der Figur „Tanzende Alte“ von Ernst Barlach orientiert.

Rieck, der seine Lieder mit Gitarren, Banjo, Tenorhorn, Mund- und Ziehharmonika u.a. begleitet, schöpft vorwiegend aus selbstgeschriebenen Texten und eigenen Kompositionen.

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Un sei danzt...

Presseecho

Sänger und Poet begeisterte Zuhörer im Schloss Kaarz

Im Verlauf des Abends verstand es der Künstler ausgezeichnet, den Zuhörern durch einfühlsame Vertonung eigener Texte, durch Kompositionen zu Vorlagen des Mecklenburgers Friedrich Hans Schäfer sowie der Dichterin aus der Ueckermark, Erna Taege-Röhnisch und durch allseits bekannte Beispiele plattdeutscher Mundart, die ganze Breite und Tiefe des Niederdeutschen nahe zu bringen. Die Interpretation vom „Flötenspieler“, „Träumer“ und „Wanderer im Wind“ zeigte wohl am deutlichsten die Fähigkeit Riecks, durch seine instrumentalen Qualitäten und nicht zuletzt durch seine eindrucksvolle Stimme Menschen immer wieder zu beeindrucken.

 

Einfühlsame plattdeutsche Vertonungen

Wolfgang Rieck begeisterte sein Publikum beim Konzert in der Seefelder Mühle

Zur Gitarren-, Banjo- und Flötenmusik sang Wolfgang Rieck über die Freiheit der Straße und die Erkenntnis, dass nach der Wende schnell so mancher Blütentraum vergangen sei. Das Protokoll des mutigen Lotsenkapitäns Stephan Jantzen von einer Rettungstat am 17. September 1873, ohne Gesang, fesselte die Zuhörer nicht minder als die herrliche Moritat „De Wunnerdokter“, vorgetragen vor einem großformatigen Bilderzyklus mit Zylinder und herzerfrischendem Lacheffekt. Der „Flötenspieler“, „Wanderer im Wind“ und der „Träumer“ – überragende Beispiele niederdeutscher Sprache und der Fähigkeit Wolfgang Riecks, Lyrik durch seine Musik , seine instrumentalen Qualitäten und seine eindrucksvolle Stimme zusätzliche Intensität zu verleihen.

 

Ganz ohne Bratkartoffeln

Multiinstrumental und inspirierend: Wolfgang Rieck

Wer einen Liederabend mit beschaulicher Schunkelromantik und gängigen Heimatklischees erwartete, wurde enttäuscht: Wolfgang Riecks Gastspiel mit plattdeutschen Liedern in der Tenne auf Hof Akkerboom bot alles andere als typisch norddeutsche Hausmannskost. Statt Bratkartoffeln mit Speck gab’s Hoffmann von Fallersleben alles andere als Unpolitische Lieder, Goethes Faust I auszugsweise auf Plattdeutsch oder Tucholskys Essay Über das Plattdeutsche, in dem er sich sarkastisch über die „dummen Heimatdichter“, die „Oberförster des Meeres“, ausließ, die den Blick auf die eigentlichen sprachlichen Qualitäten des Plattdeutschen verstellten; jener „Sprache des Meeres“, die in ihrer kraftvollen Bildhaftigkeit so „herrlich besoffen“ daherkommen kann, um uns im nächsten Augenblick die „schönsten Liebeslieder“ zu präsentieren.

 

Frische Meeresbrise und Urlaubsvorgeschmack

…Sehr stark sind Riecks eigene Kompositionen, die, musikalisch höchst anspruchsvoll, persönlichen Ausdruck und Inspiration besitzen. Als meisterhafter Gitarrist begeistert Rieck auch instrumental, und die Vielfalt seiner stimmlichen Ausdrucksmöglichkeiten reicht von nachdenklicher oder zärtlicher Melancholie bis zur bänkelsängerischen Verschmitztheit. Der Künstler schaffte eine sehr persönliche, fast familiäre Atmosphäre in seinem Publikum, und jeder, der ihn erlebt hat, muss sich ein baldiges Wiedersehen wünschen.

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Un sei danzt...

Liedtexte

Un sei danzt...

Angeregt durch die Plastik „Tanzende Alte“ von Ernst Barlach (1920)

Refr.
Un sei danzt, un sei dreiht
un sei hoegt sick dortau,
schmitt de Been in de Runn’
pedd’ de Ierd mit de Schauh.
Un sei danzt, un sei dreiht
un sei lacht in de Welt –
höllt ehr Röck in de Hööcht,
’s blots Freud’, wat hüt tellt!

Muskannten spält up, lat uns fiern de Nacht.
Hüt gifft’ nauch tau drinken, hüt ward blots noch lacht.
De Aust makt uns riek, de Harwst farwt dat Land.
Kümmt ran, lat uns danzen, kumm giff mi din Hand.

Un sei danzt......

De een hett sien Weihdaach, de anner sein Not
De drüdd’ schüffelt Geld, den geiht dat kommod.
Ick heff nauch beläwt – ick bün meist alleen.
Dat Füer in’t Hart gifft mi Swung in de Been.

Un sei danzt..............

Wat bruk’ wi för’t Läben? Wat is man Ballast?
Sünd wi nich up Ierd för Tiet blots een Gast?
So fat an vergnäugt – de Nacht is noch lang,
wat achteran kümmt, maakt uns doch kein Bang!

Un sei danzt.........

Fortuna, de Diern, ist mi gaut wäst all Dag’,
dat Gäwen un Nähmen, dat höll sick de Waag.
Wat Glück, dat de Wind meist vun achtern mi weiht
Kum lat uns blots danzen, solang dat noch geiht!

Un sei danzt.........

Text u. Musik: Wolfgang Rieck

Sonett för H. un W.

Wenn twei sick gaut verstahn un sünd tausamen,
nömt  sick dat Glück un makt dat Läben wiert.
Sünd se sick eens, dörch Möh un Plaag tau kamen,
so is de Weg an\'t Enn\' wull nich verkiehrt.

Wat de Natur uns giwwt, dat  kann sick finnen,
sünd dor Verstand un Hart ok mit in\'t Spill.
Un mit de Leew lett sick de Welt gewinnen,
so licht as möglich un so swor man will.

Nah Eensamkeit kann uns nich mihr verlangen
un Hand in Hand tau gahn, giwwt meist den Halt.
De Fröhling möt nich üm den Harwst noch bangen

un wat hüt inplant\' wiest dat Grön doch bald.
Dat Johr, uns Fründ, makt sick sien\'n Spaß dorbi
un lett den Sommer vör de Tiet all fri.

Text und Musik:Wolfgang Rieck

St. Petri

De Karktorm bört sien’ stolten Kopp
tauhöcht un kiekt sick üm.
De Morgensünn is just upstahn,
de Nurdwest driwwt sick rüm.
De rode Steen hett fründlich Oort
söbenhunnert Johr all lang,
wiest Wind un Wäder seine Stirn;
de Tiet maakt em nich bang’.

Künn hei vertell’n, denn wüßt hei wull,
dat wüür en grot’ Roman
vun Minschen mit ehr bäten Glück –
vun’t Up- un Ünnergahn.
Hei künn vertelln vun Seefohrtstiet –
nich wiet, dor liggt dat Meer,
vun Rasmus, de sien Deel verlangt,
vun Soltluft, Pick un Teer.

Un Steen üm Steen besinnt’ sick up,
wat Slüter dormals wiest,
as so väl Volk em tauhür’n wull;
hei sienen Globen priest.
De rode Steen hett tauseihn müßt,
wat 42 wier,
as all’ns in Schutt un Asch’ dunn leeg;
keen Minsch wull glöwen mihr.

De Tiet hett mennich Wunnen heelt,
St. Petri kiekt in’t Land.
De Stadt wiest fründlich ehr Juwel
hier an de Waterkannt’.
Un steiht de Kark noch mal so lang’,
dat wier een grot’ Gewinn.
Wat Minsch för Minschen upbucht hebben –
Respekt vun Anbeginn!

Text und Musik: Wolfgang Rieck

An A.

Mien Diern, wat bringt de Sommer ?
De Harwst wier doch so heit.
De Winter höll den Aten an,
wüßt nich, wat he nu weit.

Un keem de Fröhling vör de Tiet,
bröcht all dat lichte Gräun,
so slög de Küll uns in\'t Gesicht.
De Blaum wull doch noch bläu\'n.

So mennich Bläutendroom vergüng;
man dat is de Natur.
Nich allens, wat seight ward, geiht ok up,
sä ümmer all de Buer.

Mien Diern, wat bringt de Sommer ?
De Harwst is lang\' vörbi.
Mi dücht, de Aust hett rieklich Kuurn,
wull ok för di un mi ?

Text u. Musik: Wolfgang Rieck

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