Du schliefst, Land Mecklenburg

Lieder, Texte, Anekdoten zur Revolution 1848 in Mecklenburg

Die revolutionären Ereignisse im Europa der 40er Jahre des 19. Jahrhunderts blieben auch in den beiden Mecklenburg nicht ohne Folgen. Wenngleich sich hier erst viel später als in anderen deutschen Ländern oppositionelle Stimmen regten, gab es doch beachtliche Versuche, die anachronistischen gesellschaftlichen Zustände des Landes zu verbessern.

Begleitet und unterstützt wurden diese Versuche durch eine Vielzahl literarischer und journalistischer Wortmeldungen, durch Satiren und Karikaturen, ob nun auf „fliegenden Blättern“, in Zeitungen, in Volkskalendern oder anderen teils anonymen Schriften.

Das politische Gedicht wurde in der kurzen Zeit der Pressefreiheit vom Okt. 1849 bis September 1850 zum ständigen Begleiter der reformorientierten Presse in Mecklenburg.

Der Künstler

Der gebürtige Rostocker, Wolfgang Rieck, hat in seinem musikalisch-literarischen Programm "Du schliefst, Land Mecklenburg" viele Beispiele solch mutiger Wortmeldungen aus den Druckerzeugnissen der damaligen Zeit in Archiven herausgesucht und zu einem unterhaltsamen Abend mit Liedern und satirischen Texten zusammengestellt. Dabei sind Vertonungen nach Gedichten des Rostockers, John Brinckman, des berühmten Heinrich Hoffmann von Fallersleben und des mecklenburger Demokraten, Ludwig Reinhard, zu hören.

Satiren eines Adolf Glasbrenner und Fritz Reuter sowie zahlreicher anderer Autoren geben dem Programm die notwendige humorvolle Ausrichtung. Neben der Moritat, dem Auswandererlied oder z.B. der ätzenden Satire auf die ritterschaftlichen „Volksvertreter“ im mecklenburgischen Landtag, findet man in Riecks Programm viele witzig-authentische Zeugnisse des Widerstands mutiger Demokraten gegen feudale Zustände in ihrem Land.
Wolfgang Rieck begleitet sich an diesem Abend selbst auf unterschiedlichstem Instrumentarium von Gitarre über Banjo, Ziehharmonika bis hin zum Jagdhorn u.a.

Auf Grund der regionalgeschichtlichen Bedeutung ist dieses Programm auch besonders für Schüler an den Gymnasien und Realschulen Mecklenburg-Vorpommerns geeignet.

Liedtexte ansehen

Du schliefst, Land Mecklenburg

zurück zum Programm

Du schliefst, Land Mecklenburg

Liedtexte

Eine ritterschaftliche Stimme beim Rothspon

Wir sind mit dem zufrieden
Mit dem, was uns beschieden
Die gute, alte Zeit.
Was ihr auch sprecht und schreibet
Ein Mecklenburger bleibet    
Ein Mecklenburger stets.   

Refr.:
Hali, halo, hali, halo
Bei uns bleibt’s immer so

Wir ernten reichlich Futter,
Verkaufen Korn und Butter
Und Schwein und anderes Vieh.
Wir ziehen Pferd und Kühe
Und unser Fleiß und Mühe
Gehöret uns allein.

Hali, halo .....

Ihr seid nur arme Schlucker
Besteuert hoch den Zucker
Caffee, Tabak und Wein.
Wenn wir zu Wurst und Schinken
Den besten Rothspon trinken
Schmachtet ihr im Zollverein.

Hali, halo .....

Ihr sucht uns aufzuklären
Wir wollen gern entbehren
Gern euren Zollverein.
Könnt ihr uns sonst nichts geben
Als nur ein schlechtes Leben
Behaltet das für euch!

Hali, halo .....

Text: H. Hoffmann von Fallersleben
Musik: trad.

Wie ist doch die Zeitung interessant

Wie ist doch die Zeitung interessant
für unser liebes Vaterland!
Was haben wir heute nicht alles vernommen!
Die Fürstin ist gestern niedergekommen,
Und morgen wird der Herzog kommen,
Hier ist der König heimgekommen,
Dort ist der Kaiser durchgekommen,
Bald werden sie alle zusammenkommen –
Wie interessant, wie interessant!
Gott segne das liebe Vaterland!

Wie ist doch die Zeitung interessant
für unser liebes Vaterland!
Was ist uns nicht alles berichtet worden!
Ein Portepeefähnrich ist Leutnant geworden,
Ein Oberhofprediger erhielt einen Orden,
Die Lakaien erhielten silberne Borden,
Die höchsten Herrschaften gehen nach Norden,
Und zeitig ist es Frühling geworden –
Wie interessant, wie interessant!
Gott segne das liebe Vaterland!

Text: Heinrich Hoffmann von Fallersleben
Musik: Wolfgang Rieck

Ein schönes Lied aus Old-Mecklenburg

Ei, du lieber Demokrat, alles ist aus;
Recht ist aus, Freiheit aus,
In Malchin großer Schmaus;
Ei, du lieber Demokrat, alles ist aus

Ei, du lieber Demokrat, freue dich doch!
Dort wird für dich gezecht,
Dazu hast du geblecht;
Ei, du lieber Demokrat, freue dich doch;

Ei, du lieber Demokrat, nicht obstinat!
Der keine Ahnen hat,
Lenken willst du den Staat?
Ei, du lieber Demokrat, nicht obstinat!

Ei, du lieber Demokrat, leg dich zum Schlaf!
Schließe die Augen zu,
Bald herrscht ja Grabesruh;
Ei, du lieber Demokrat, leg dich zum Schlaf!

Ei, du lieber Demokrat, zage noch nicht!
Ob auch Gewalt regiert,
Willkür das Zepter führt,
Ei, du lieber Demokrat, zage noch nicht!

Ei, du lieber Demokrat, einst kommt ein Tag,
Da herrscht Gerechtigkeit,
Liebe und Einigkeit;
Ei, du lieber Demokrat, Bald kommt der Tag.

Text: anonym (warsch. Ludwig Reinhard) aus „Reformblatt für beide Mecklenburg“,
Rostock, 22.2.1851,
Musik: trad.

zurück zum Programm